Ach wie schön, heute geht es ins herrliche Sauerland! Um genau zu sein an den Möhnesee. Wir parken den fahrbaren Untersatz am Parkplatz Torhaus auf der Halbinsel zwischen Heve und Möhne. Zum Glück sind wir in aller Frühe aufgebrochen, denn während wir unsere Klamotten und Rucksäcke vorbereiten wird der Parkplatz um uns herum geradezu gestürmt von zahlreichen Tagesgästen in Blechlawinen. Ja zugegeben, es ist der 1. Mai, Covid-19 noch ein Jahr entfernt und das Wetter einfach nur grandios. Wir haben einen Track ins treue Oregon vorgeladen, diesen findet man auf den üblichen Seiten ohne Probleme, aber die Tour ist auch stets ausgeschildert. Wir starten in der langsam wärmer werdenden Sonne. Der riesige Parkplatz ist mittlerweile so gut wie voll.
Wir verlassen das Torhaus in Richtung Süden auf einem kleinen Teerweg, der bald zum Ufer am Hevesee führt und in der OSM-Karte schlicht Seeweg heißt. Einige hundert Meter später biegen wir scharf nach Norden in den Wald ab und verlassen den Hevesee. Durch dichten Baumbewuchs, überwiegend Fichten, folgen wir dem Weg bergauf und treffen auf den bekannten Rennweg. Dieser führt uns zum Möhneseeturm, der ersten Sehenswürdigkeit am Wegesrand. Mit der Eröffnung 2015 wurde der Möhneseeturm einer der beliebtesten Anlaufpunkte der Region. Über sieben Etagen erklimmt man die 38 m hohe Aussichtsplattform und kann tolle Ausblicke über die Landschaft genießen. Hier erschließt sich auch der Name der heutigen Tour. Man blickt nicht nur weit über den Möhnesee, sondern auch über die riesigen Grünflächen des Arnsberger Waldes – von oben betrachtet eben ein Waldmeer. Das Ganze liegt früh am Morgen noch etwas im Nebel, aber uns gefällt es auch so.
Nachdem wir aus luftiger Höhe wieder abgestiegen sind, folgen wir vorerst weiter dem Rennweg nach Osten. Schon bald kommt uns eine lustige Truppe entgegen und wie sich schnell herausstellt, wird bei den Jungs zünftig Junggesellenabschied gefeiert. Prosit! An einer Weggabelung mit schöner Wanderhütte checken wir kurz den Track im Garmin und verlassen jetzt den Rennsteig. Da aber im Sauerland scheinbar jeder noch so kleine Pfad einen Namen haben muss, befinden wir uns jetzt auf dem Neuhäuser Kirchweg. Wer kennt ihn nicht?! Der Pfad, ach nein, der Neuhäuser Kirchweg lässt sich gemütlich laufen und eine weitere kleine Wanderhütte kommt in Sichtweite. Irgendwann danach erreichen wir den Erholungspark Wilhelmsruh. Hierbei handelt es sich um eine Art Wochenendhausgebiet mit einigen zusätzlichen Freizeitmöglichkeiten. Absoluter Blickfang im Vorbeigehen ist Fränkies Hütte. Liebevoll gestaltet.
Wir biegen wieder von der asphaltierten Straße ab und verschwinden auf einem weiteren Pfad im Wald. Dieser führt uns nach Neuhaus, einer idyllischen Siedlung in den Talauen der Heve. Südlich von Neuhaus laufen wir weiter am Waldrand entlang, bis der Weg zurück in den Wald und auch wieder bergauf führt. Ein polnischer Harvester wühlt sich gerade durch die schlammigen Wirtschaftswege den Hang hinauf. Wir laufen aber glücklicherweise auf der trockenen Schotterpiste weiter. Auf der Anhöhe angekommen, können wir jetzt die pralle Sonne genießen, denn der Wald ist hier ziemlich licht geworden. Auch eine Bank findet sich am Rand des Weges, also Zeit für eine sonnige Trinkpause. Wie praktisch, ein Geocache findet sich auch an dieser Stelle.
Ein paar Schlückchen Wasser und einen Logeintrag später gehen wir den Schlussteil der Runde an. Bergab führt uns der Track zurück in das an dieser Stelle sehr beschauliche Hevetal. Mit Blick über den Bach können wir das Jagdschloss Sankt Meinolf sehen. Ein beindruckender Bau, umschlossen von schöner Natur. Das Jagdschloss wurde im späten 19. Jhd. erbaut und ist der letzte erhaltene Schlossbau im Sauerland. Interessanter Fakt: Aufgrund guter Beziehungen zum Tierpark Hagenbeck in Hamburg, siedelten die Erbauer hier nicht-heimisches Wild an. Außer dem heute noch hier vorkommenden Sikawild konnte sich aber keine Art in der Region behaupten.
Die letzten Kilometer führen uns jetzt auf dem Randweg, also wieder ein Weg mit Namen, durch den Wald im Hevetal nach Westen. Über eine kleine Brücke mit anschließendem Pfad treffen wir auf die B229. Der zugehörige Radweg bringt uns über den Hevedamm und kurze Zeit später wieder zurück zum Torhaus. Hier ist inzwischen eine Schlacht um freie Parkplätze ausgebrochen, wildes Rangieren und nerviges Hupen wird nur von den donnernden Motorradkolonnen überdröhnt, die auf der Bundesstraße ihrer Wege ziehen. Wir sind noch nicht mal richtig am Kofferraum angekommen um die Rucksäcke einzuladen, da stehen auch schon zwei Rivalen in den Startlöchern und geiern nach unserem Stellplatz. Schnell weg bevor hier am Ende noch Faustsalat serviert wird…
Fazit:
Gerne wieder, aber nicht mehr am 1. Mai oder einem ähnlichen Feiertag. Die tolle Runde ist sehenswert und recht einfach zu gehen. Der Möhneseeturm ist, vor allem wenn sich der Morgennebel verzogen hat, eine tolle Anlaufstelle. Ein Fernglas lohnt sich. Wenig Asphalt- und viel Pfadanteil führen den Wanderer durch tolle Naturräume. Lediglich das Chaos am Torhaus und der dröhnende Motorradlärm an der Bundesstraße sind mal so richtig nervig. Also am besten die Feiertage meiden oder ganz früh starten.
Faktencheck:
15 km, 210 Hm, 3,7 km/h, Möhneseeturm, Jagdschloss Sankt Meinolf, Torhauschaos