...besser raus!

Lost Place: Monte Palace 5*

Diesmal gibt‘s keine Wanderung, jedenfalls keine allgemein übliche durch die Schönheiten der Natur. Heute wollen wir ein bisschen im Haus rumlaufen, die Flure entlangspazieren, mal schauen wie das Badezimmer im Ostflügel so aussieht und auch mal aufs Dach steigen. Danach checken wir noch den Keller und sehen im Speisesaal nach dem Rechten. Das wars auch schon. Eigentlich wenig spannend aber…

Als Lost Place Fans haben wir ein ganz besonderes Azoren-Highlight auf dem Schirm, das ehemalige 5-Sterne Hotel Monte Palace. Das Monte Palace liegt direkt auf dem Kraterrand der Caldeira Sete Cidades und wurde in den 1980ern erbaut und 1989 eröffnet. Ursprünglich sollte es die ultimative Luxusherberge auf den Azoren werden, mit exklusivem Blick in den Krater und jedem erdenklichen Komfort. Was jedoch niemand bedacht hatte, ist die Tatsache, dass auf dem Rand der Caldera durchschnittlich 200 Tage im Jahr dichter Nebel herrscht, was natürlich den Gästen irgendwann auch auffiel. Kurz gesagt, dass ganze Konzept ging einfach nicht auf und das Hotel pleite. Nach unserer Information wurde es noch bis 2013 durch einen Pförtner bewacht, aber auch dieser wurde irgendwann abgezogen und die Anlage sich selbst überlassen.

Wir schleppen uns mühselig mit unserem Fahrzeug über die R9-2A die Serpentinen zum Kraterrand hinauf und nach der letzten Kurve taucht im Nebel ein riesiger unförmiger Betonberg auf. Wir parken direkt vor der Ruine des Hotels. Keine Menschenseele weit und breit. Uns bietet sich ein beindruckendes Bild. Wie ein vor Jahrtausenden gestrandeter überdimensionaler Wal liegt das verfallene Hotel Monte Palace vor uns. Das Grundskelett ist vollkommen erhalten und intakt, alles andere verschwunden oder verwüstet. Taschenlampen raus und los geht’s in eine längst vergangene Welt.

Der Ostflügel
Blick vom Ostflügel auf den Haupteingang (davor parkt unser Mietwagen)

Wir betreten das Hotel durch den Haupteingang und gelangen in die riesige Lobby. Diese ist ziemlich vermüllt und Wasser tropft von der Decke und den Galerien herunter. Zahlreiche Türen und Flure erschweren die Entscheidung über die weitere Vorgehensweise.

Die Lobby

Wir nehmen einfach das nächstgelegene Treppenhaus und steigen die Stufen in die erste Etage hinauf. Zunächst erkunden wir einen langen Flur, von dem einige ehemalige Hotelzimmer abgehen. In einem der zugehörigen Badezimmer hängt sogar noch ein Spiegel an der Wand. Wir betreten einen Balkon der direkt zum Krater hinzeigt, sehen aber im Nebel nur eine Straße die direkt vor dem Hotel entlangführt.

Hier gingen früher die reichen Gäste auf ihre Zimmer

Über eine der Galerien erreichen wir den westlichen Flügel und schauen uns dort genauer um. Überall befinden sich Graffitis und seltsame Zeichen an den Wänden. Auf einem weiteren Balkon wurde eine provisorische Sitzgruppe mit Feuerstelle eingerichtet. Weinflaschen und Konservendosen lassen auf den Treffpunkt einheimischer Jugendlicher schließen. Nachdem wir noch einige Flure und Zimmer erkundet haben, entdecken wir über einen Schacht eine einfache Möglichkeit aufs Dach zu gelangen.

Auf dem Dach des Monte Palace

Mittlerweile ist die Sonne durch den Nebel gebrochen und wir können vom Rand des Daches spektakulär in die Caldeira Sete Citades blicken. Der Grundgedanke, dieses Hotel genau hier zu bauen, wird deutlich. Es dauert aber auch nur kurz und die Aussicht wird wieder von Wolkenfetzen verdeckt.

Blick in die Caldeira Sete Cidades vom Dach des Monte Palace

Wir erkunden weiter das Dach, betrachten noch einige interessante Malereien an den Wänden und steigen wieder in den Betonschlund hinab. Über ein weiteres Treppenhaus, diesmal wendeltreppenförmig, verlassen wir den Gästebereich und betreten Räumlichkeiten, die vermutlich nur Hotelangestellten zugänglich waren. Wo früher hektisch Hilfsköche durcheinanderwirbelten und in zischenden Pfannen dampfende 5-Sterne-Menüs zauberten, hört man heute nur das leise Echo von einzelnen Wassertropfen aus dem Halbdunkel.

Richtig spannend wird es, als wir uns in das Untergeschoss begeben. Über ein weiteres kleines Treppenhaus, steigen wir in totale Finsternis ab. Wir aktivieren unsere Kopflampen und haben die Taschenlampen als Reserve griffbereit. Durch knöcheltiefes Wasser waten wir durch das faszinierende Reich im Untergrund.

Im Untergrund

Die Geräuschkulisse ist absolut unheimlich und man hört, durch die leisen Bewegungen des Wassers und den daraus resultierenden Halleffekten, so ziemlich alles was man sich gerade einbildet. Hier ein Flüstern aus einer ehemaligen Speisekammer, von vorne angeregte Stimmen aus dem Heizungskeller. Schritte hinter uns aus dem Dunkel, ein leises Schleichen aus dem Treppenhaus. Die Geister der Vergangenheit werden lebendig.

Wir befinden uns jetzt in einem riesigen Raum, Wasser steht auf dem Boden und undefinierbare Dinge treiben in der Brühe vorbei. Es könnte eine ehemalige Wäscherei gewesen sein, oder einfach ein großes Lager für irgendwas. Vor dem geistigen Auge erscheinen wieder die vergangenen Szenarien. Menschen eilen hin und her, rufen sich gegenseitig etwas zu und gehen ihren Aufgaben nach. Die luxusverwöhnten Gäste müssen entsprechend perfekten Service erleben. Der Erfolgsdruck ist groß.

Auf der Suche nach dem Weg ins Tageslicht

Wir gelangen an die ehemalige Laderampe und tatsächlich dringt hier etwas Tageslicht von außerhalb ein. Durch ein weiteres Treppenhaus gelangen wir wieder in die Lobby. Als wir uns Richtung Mietwagen bewegen kommt uns eine junge Frau im Foyer entgegen und schreitet zielsicher aber schweigend an uns vorbei ins Innere der Ruine. Keine Touristin, das steht fest. Ein irgendwie sonderbarer Auftritt aber sie wusste definitiv wohin sie will. Wer weiß was in diesen Gemäuern sonst noch alles vor sich geht.

Ein letzter Blick zurück

Wir sind wieder am Mietwagen angekommen und fahren jetzt zum Ausgangspunkt unserer Wanderung um die Caldeira Sete Cidades.

Fazit:

Das war mal eine ganz andere Erfahrung. Wie wir im Nachhinein recherchiert haben, ist die Begehung der verfallenen Anlage nicht mal verboten (Stand: 2018). Die örtlichen Behörden haben erkannt, dass es sich in Insiderkreisen um eine absolute Sehenswürdigkeit handelt und viele Urbexer und Lost-Place-Fans extra längere Wege auf sich nehmen, um einen Blick in das ehemalige Hotel werfen zu können. Angeblich existieren sogar Pläne eines chinesischen Investors, den Komplex wieder in Betrieb zu nehmen. Letzteres ist aber vermutlich dem Reich der Fabeln zugehörig, denn hier hat der Zahn der Zeit ordentliche Arbeit geleistet und die Natur ist auch wieder auf dem Vormarsch. Dennoch können wir nur empfehlen, mit entsprechender Vorsicht, hier einen Blick in die Vergangenheit zu riskieren. Es lohnt sich.

Faktencheck:

keine km Angabe, keine Hm Angabe, LP Faktor volle Punktzahl, Spannung garantiert, Gruselfaktor nicht nur im Keller hoch, Nostalgie erlaubt

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