...besser raus!

LDB Extratour: Steinperfer Runde

Uns hat es heute im tiefsten Winter nach Steinperf verschlagen. Ziel ist die etwas kürzere Extratour Steinperfer Runde, die mit knapp 14 km eine gesunde Länge für eine Winterwanderung aufweist. Das Mobil parken wir am Wanderportal vor der OHGV-Hütte. OHGV ist der Oberhessische Gebirgsverein, der hier ein Wanderheim unterhält. Die Gegend wird von Insidern auch „Eiloh“ genannt. Was auch immer das bedeuten mag. Auch zu dieser Tour findet sich im Netz der obligatorische GPX-Track, aber auch hier ist die Beschilderung am Wegesrand intakt und eigentlich kaum zu übersehen. Schnell die Handschuhe an und los geht’s.

Vorbei am Wanderheim laufen wir auf einem Pfad durch winterlichen Buchenwald. Schon bald fällt der Weg steil ab und führt uns in den Ortskern von Steinperf. Das Dorf, welches dieser Tour seinen Namen verleiht, hat um die 850 Einwohner und wurde im Jahr 1103 erstmals urkundlich erwähnt. Die erste Sehenswürdigkeit dieser Runde haben wir auch schon direkt vor Augen. Das Backhaus von Steinperf, oder auch schlicht „Backes“ genannt. Die hessischen Backhäuser entstanden in vielen Ortschaften im 16. Jahrhundert um einerseits durch gemeinschaftliches Backen Holz einzusparen, und andererseits die Brandgefahr der zumeist nur aus Holz und Lehm bestehenden Wohnhäuser zu reduzieren. Während in vielen Dörfern im Laufe der Zeit die alten Backhäuser abgerissen wurden, hat man dieses Relikt in Steinperf liebevoll restauriert. Traditionell wird es mehrmals im Jahr zum Gemeinschaftsbacken betrieben.

Wir verlassen die Ortschaft über einen steilen Wiesenpfad, der im Schnee relativ glitschig ist. Bald darauf führt uns die Runde in dichten Wald. Über Pfade und Waldwege erreichen wir die Hubertusquelle, die in den wärmeren Monaten sicherlich zum Rasten und Entspannen einlädt. Außerdem könnte hier Trinkwasser gezapft werden, allerdings ist es heute zu kalt und die Quelle ist fast komplett eingefroren.

Die Hubertusquelle im Winter

Daher ziehen wir weiter und streifen den äußersten Ortsrand von Obereisenhausen. Der Weg führt jetzt in östliche Richtung und folgt dem Lauf des Bolzebachs an dem immer wieder Forellenteiche zu sehen sind. Auf der anderen Talseite befindet sich übrigens ein ehemaliges US-Girlscout-Camp, welches mittlerweile in eine Walden-School umfunktioniert wurde. Diese in Deutschland einmalige Schulform orientiert sich am Outdoor-College in Norwegen, welches vom selben Betreiber unterhalten wird. Sechs Monate lang leben jeweils 32 Absolventen der neunten Klassen als Selbstversorger im Camp. Vermittelt werden neben den üblichen Grundfächern auch Bereiche wie Forstwirtschaft und ähnliche Unterrichtseinheiten.

Forellenteich am Bolzebach

Am Waldrand laufen wir nun weiter in südliche Richtung und können einen fantastischen Blick über die winterliche Landschaft in Richtung Herzhausen und Holzhausen genießen. Da in den Mittelgebirgslagen ja zumeist nur noch winterlicher Schneematsch und Regen herrscht, ist der Anblick des vielen Schnees umso toller.

Je tiefer die Höhenlage desto weniger Schnee

Am Ortsrand von Holzhausen folgt wieder eine abrupte Richtungsänderung und wir bewegen uns jetzt gen Westen. Hier bietet die Schutzhütte Wurstberg zwar nicht das namensgebende Brät in der Pelle, aber immerhin überdachte Sitzmöglichkeiten um den Kocher anzuwerfen oder einen heißen Kaffee zu genießen. Aufgrund der Kürze der Tour haben wir aber nicht mal einen Rucksack dabei, und so gehen wir einfach weiter. Entlang des Weiherbachs gewinnen wir im dichten Wald jetzt einiges an Höhenmetern und gelangen irgendwann auf das Gelände eines kleinen ehemaligen Steinbruchs. Das Gelände scheint vor langer Zeit aufgegeben worden zu sein. Auch im Winter ein richtig idyllisches Fleckchen mit kleinen Teichen. Die Gegend ist ein wichtiger Rückzugsraum für Flora und Fauna, angemessenes Verhalten ist Ehrensache.

alter Steinbruch bei Steinperf

Wir nähern uns jetzt dem höchsten Punkt der Tour in der Nähe des Hilsberg Gipfels. Auch hier hat sich die Energiewende niedergelassen, und so rauschen zwei große Windkraftanlagen durch den schneebedeckten Wald. Besonders im Winter sollte man einen gesunden Abstand zu den WEA’s einhalten, Stichwort Eisschlag. Kurz darauf überqueren wir die L3049 und verschwinden sofort wieder im Wald. Diesmal aber nur kurz, denn es geht weiter über offene Felder und Wiesen.

Wir nähern uns wieder dem Ausgangspunkt

Der Weg führt jetzt direkt auf den immer noch in Betrieb befindlichen großen Steinperfer Steinbruch zu. Hier wird überwiegend der für die Lahn-Dill-Region typische Diabas abgebaut. In den letzten Jahren sorgte der Steinbruchbetrieb immer wieder für Diskussionen unter Bürgern und in der lokalen Presse. Am Rande des Abgrunds können wir sogar einen kleinen Blick über das Gelände werfen, aber viel ist nicht zu sehen, da die umgebende Absperrung recht großzügig angelegt wurde.

aktiver Diabas-Steinbruch Steinperf

Das war auch schon die letzte Aktion für heute, denn wenige Meter weiter stehen wir wieder am OHGV-Wanderheim und damit an unserem Automobil. Im Kofferraum warten trockene Schuhe und frische Wintersocken, ganz fantastisch.

Winterimpressionen auf dem Rückweg

Fazit:

Da es unsere zweite Tour auf der Steinperfer Runde war, konnten wir sie im Sommer und im schneebedeckten Winter kennenlernen. Beides hat seine gewissen Reize, uns persönlich hat es im Winter etwas besser gefallen. Das liegt zum einen an der Tatsache, dass Schnee ein selten gewordenes Element in den Mittelgebirgen ist. Zum anderen ist man bei dieser Witterung einfach alleine in den Wäldern unterwegs, was für eine gewisse Atmosphäre sorgt. Nein, wir sind keine Misanthropen, aber wir wissen die Einsamkeit der Natur doch sehr zu schätzen. Die Runde hat nur selten steile Anstiege oder fordernde Passagen und sollte mit fast jeder Kondition machbar sein. Höhepunkt für uns ist ganz klar der alte Steinbruch, der mittlerweile zum Biotop geworden ist.

Faktencheck:

13,6 km, 350 Hm, 4,8 km/h, Schnee, altes Backhaus, Steinbruchbiotop

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