...besser raus!

LDB Extratour: Gladenbacher Berglandring

Es ist Januar, es liegt Schnee und der Himmel ist wolkenverhangen, was man aber im Nebel kaum wahrnimmt. Wen kann es bei solch entzückenden Bedingungen bloß auf der Couch halten? Wir nehmen uns heute die Extratour des Lahn-Dill-Berglandpfads „Gladenbacher Berglandring“ vor. Eine nicht übermäßig lange Runde, da wir davon ausgehen, dass das Laufen bei Schnee und Eisglätte relativ anstrengend wird. Außerdem ist mit Niederschlägen jeglicher Art zu rechnen. Wir spielen eine Runde Monopoly, denn parkenderweise hinterlassen wir das Automobil auf dem Stellplatz vor dem ver.di Bildungszentrum in der Schloßallee in Gladenbach. Wir haben sie aber nicht gekauft, geschweige denn ein Haus gebaut. Hier befindet sich in direkter Nachbarschaft auch das Wanderportal zur Tour. Wer möchte kann hinter dem Bildungszentrum die Ruine der Burg Blankenstein vor oder nach der Wanderung besichtigen. GPX-File ins Oregon, Oregon in die Tasche und die Füße auf den Weg, schon geht’s los.

Das Wanderportal

Vorbei am Hotel Schloßgarten starten wir die Tour gegen den Uhrzeigersinn. Vor dem ehemaligen Sportzentrum queren wir die B 453 und verlassen die bebauten Gebiete. Immer wieder kann man vom Waldrand aus über die schneebedeckten weitläufigen Felder schauen. Am Runzhäuser Bach angekommen, stoßen wir auf zwei Fischteiche und eine kleine Wanderhütte, aber für eine Pause ist es noch viel zu früh. Wir folgen dem Bachlauf durch den Wald bis zur L 3288. Letztere müssen wir aber nicht betreten, denn der Track macht hier eine 180°-Wende und biegt dann nach Westen ab. Durch offene Felder verläuft die Wanderung weiter bis zum Bellnhäuser Friedhof.

Winterlicher Teich

Bellnhausen ist ein kleines Dörfchen mit knapp über 400 Einwohnern mitten im Hinterland. Entsprechend schnell haben wir den Ortskern durchquert und finden über die Allnastraße den Weg zurück in die Natur. Wieder am Waldrand entlang, haben wir jetzt festgefahrenen Schnee auf dem breiten Waldweg unter den Füßen. Hier zahlen sich die stark profilierten Sohlen der Wanderschuhe eindeutig aus. Nach einigen Kilometern kreuzen wir wieder die B 453 und tauchen in dichte Bewaldung ein. Unser erstes richtiges Etappenziel, der Hünsteinturm, ist jetzt nicht mehr weit entfernt. Es wird steiler und wir verlassen den breiten Waldweg auf einem kleinen Pfad. Dieser steigt teils sehr steil an, nicht ganz einfach zu laufen bei Schnee, aber durchaus machbar. In der näheren Umgebung befinden sich übrigens einige sehr coole Trails für MTB und Fatbike. Kurz darauf kommt der Hünsteinturm auch schon in Sichtweite. Wir loggen einen Geocache und steigen die Stufen rauf zur Aussichtsplattform.

Durch den schneebedeckten Buchenwald zum Hünsteinturm

Der namensgebende Berg Hünstein liegt ca. 503 m über NHN im Gebiet der Gemeinde Holzhausen. Bekannt wurde die Erhebung durch eine dort entdeckte Ringwallanlage. Eine weitere befindet sich knapp einen Kilometer weiter südlich auf dem 552 Meter hohen Daubhaus. Wann diese entstanden sind lässt sich nicht genau belegen, da bisher keine Funde zur entsprechenden Einordnung gemacht wurden. Es lassen sich aber noch einige Mauerreste und Wallgräben erkennen. Hier steht auch der 1930 erbaute hölzerne Hünsteinturm, den wir soeben erklommen haben. Das hölzerne Gebilde ist etwa 10 Meter hoch und bietet als Besonderheit einen komplett geschlossenen Schutzraum im Erdgeschoss. Das finden wir heute äußerst praktisch, da wir so kurz dem doch recht kalten Wind entgehen können.1930 waren die Bäume der Umgebung ganz bestimmt noch sehr jung und niedrig, mittlerweile haben sie aber alle den Turm in Sachen Höhe hinter sich gelassen. Nun ja, im Winter kann man zwischen den Baumkronen hindurch trotzdem noch etwas Aussicht in Richtung Dautphe und Mornshausen genießen.Wir verlassen den Turm durch bemooste Felsen und schönen Buchenwald und setzen die Wanderung fort. Unser nächstes Highlight ist nur ganz wenige Kilometer entfernt. Auf gemütlichem Weg in schneebedeckter Waldlandschaft erreichen wir dieses auch zügig.

Ausblick über den Steinbruch „Kuhwald“ bei Rachelshausen

Der ehemalige Steinbruch „Kuhwald“ bei Rachelshausen ist in vielerlei Hinsicht eine echte Besonderheit. Von 1889 bis in die 1990er Jahre wurden hier unter anderem Diabas und Roteisenstein abgebaut. 1984 wurde im Steinbruch ein Beitrag für die „Sendung mit der Maus“ gedreht. Ob der Elefant auch dabei war wissen wir leider nicht. Etwas später wollte der ADAC den Tagebau zu einem Testzentrum umbauen. Das wurde glücklicherweise verhindert, denn heute ist das Gebiet ein wichtiges Biotop und Rückzugsraum für Flora und Fauna. Vom sogenannten Kanzelblick am oberen Rand kann man gar wunderprächtig in die Ferne blicken. Wir waren vorher nur im Sommer dort, aber die heutige Aussicht über die Winterlandschaft ist mindestens genauso schön. Bei extrem guter Sicht soll man sogar den Feldberg im Taunus erkennen können. Das ist heute definitiv nicht der Fall.

Heute ein wichtiges Naturbiotop

Am Rand des Steinbruchs entlang wandern wir weiter und gelangen bergab nach Rachelshausen. Bellnhausen zuvor war echt klein, Rachelshausen ist mit knappen 150 Einwohnern gar winzig, ja fast schon niedlich. Und trotzdem schaffen wir es, hier tatsächlich mehr Wegstrecke im Dorf selbst zurückzulegen. Anschließend führt uns ein kleiner Wiesenpfad zur L 3288, diese queren wir und wenige Meter später kreuzen wir auch noch die K 111. Jetzt aber genug der Straßen, es geht wieder in den Wald. Wenig später erreichen wir in der Umgebung des Idenshäuser Bachs die Wüstung Idenshausen, wo auch ein Gedenkstein zu finden ist. Das Dorf wurde im frühen Mittelalter aufgegeben und ist Fundstätte karolingischer Keramik. Heutzutage erkennt man aber keine Siedlungszeichen mehr, abgesehen von Wiesen und Feldern, die natürlich anthropogen überprägt sind.

Hier lag wohl bis zum Mittelalter die Siedlung Idenshausen

Nachdem wir den Bereich der Wüstung verlassen haben nähern wir uns dem letzten Höhepunkt für heute. Die sogenannte Hinterländer Schweiz, oder auch Gladenbacher Schweiz genannt, ist eine Felslandschaft nordwestlich von Gladenbach. Unser Track führt über einen schmalen Pfad mitten durch das bewaldete Gebiet. Und tatsächlich tauchen ober- und unterhalb des Weges recht unerwartet für diese Gegend immer wieder relativ große Felsvorsprünge auf. Zum Abschluss der heutigen Runde finden wir hier sicherlich einen der schönsten Abschnitte des Berglandrings. Durch die felsige Winterlandschaft erreichen wir dann auch relativ schnell wieder den parkierten Wagen am Bildungszentrum.

Pfad durch die Hinterländer Schweiz

Fazit:

Auch im Winter eine tolle Runde, die vor allem in der zweiten Hälfte ihre Trümpfe ausspielt. Hünstein, Rachelshäuser Steinbruch und die Hinterländer Schweiz sind hier klar die Höhepunkte. Ganz in der Nähe des Parkplatzes kann man zudem die Ruine der Burg Blankenstein besichtigen. Die Landschaft ist abwechslungsreich und bietet von weitläufigen Wiesenflächen über tolle Buchenwälder viel Entspannung. Uns hat es selbst im tristen Winterwetter gefallen. In Gladenbach selbst findet man einige Einkehr- und Einkaufsmöglichkeiten, so dass man nach der Wanderung bestens versorgt ist.

Faktencheck:

18,4 km, 430 Hm, 4,6 km/h, Schnee, 1x Parken in der Schloßallee, toller Steinbruch

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