Wir sind im sonnigen Eastbourne, einem der typischen Seebäder an Englands Südküste. Die heutige Tour fällt mit ca. 9 km relativ kurz aus, bietet aber super Aussichten von Englands höchstem Kreidefelsen, dem Beachy Head mit seinen Seven Sisters. Achtung: Heute laufen wir keinen Rundweg, sondern nehmen den Bus zurück nach Eastbourne. Es gibt aber einige Möglichkeiten den Rückweg per pedes anzugehen.
Das Seebad Eastbourne liegt in der Grafschaft East Sussex, hat ca. 100.000 Einwohner und ist ein äußerst beliebter Badeort. Die Stadt hat den Ruf ein Rentnerparadies zu sein und tatsächlich sprengen wir in unserem Hotel den Altersdurchschnitt gravierend. Übrigens wartet das Hotel mit dem flauschigsten Teppich auf, den wir je gesehen haben. Man hat das Gefühl zum Zimmer zu schweben und bei Stillstand sofort zu versinken. Wie saugt man sowas?
Nach einem typischen englischen Frühstück, es hätte nicht englischer sein können, müssen wir Würstchen, Speck und dergleichen Hochgenüsse der britischen Küche natürlich auch verarbeiten. Lauf, Forrest, lauf! Los geht’s!
Startpunkt ist der historische Eastbourne Bandstand, direkt an der von viktorianischen Hotels geprägten Strandpromenade. Der Eastbourne Bandstand ist ein 1935 erbauter Orchesterpavillon, der vor der Kulisse der berühmten Seebrücke unter anderem Straßenmusikern für spontane Konzerte dient. Wir folgen dem Strandweg in südöstliche Richtung bis wir nach einigen Kilometern am Stadtrand angekommen sind.
Etwa auf Höhe der St. Bede’s Preparatory School verlassen wir das Stadtgebiet und wandern auf einem ansteigenden Wiesenweg weiter. Die ersten Höhenmeter werden erreicht und langsam können wir einige Aussichten über Stadt und Meer genießen. Einige Kurven später befinden wir uns auch schon direkt an der gewaltigen Steilküste. Die ersten Fotomotive werden eingesammelt.
Am „Bomber Command Memorial“ machen wir einen kleinen Zwischenstopp. Der Blick wandert von den gewaltigen Kreidefelsen aus über das Meer und der berühmte Beachy Head ist schon zu sehen. Diesen erreichen wir auch kurze Zeit später.
Der Beachy Head ist mit 162m der höchste Kreidefelsen in ganz England. Der Ausblick entlang der Küste und auf den vorgelagerten Leuchtturm ist absolut imposant. Genau wie die Stadt Eastbourne selbst, diente der Bereich um den Beachy Head zahlreichen Filmen und Serien als Kulisse.
Wie wir von einem Einheimischen Spaziergänger erfahren, wird der Fels aufgrund seiner Höhe leider auch sehr oft zum Suizid genutzt. Dies erklärt auch einige Kreuze, die immer wieder am Klippenrand stehen. Einige Zeit vor unserem Besuch hat sich ein Einwohner der Region sogar mit seinem PKW in den Abgrund manövriert. Dies sind die weniger schönen Tatsachen. Deswegen wurde vor einigen Jahren ein Betreuer-Team gegründet, welches tagsüber auf den Klippen patrouilliert, um gegebenenfalls einzugreifen und Betreuung anzubieten. Sollte ein solches Team unterwegs gewesen sein, haben wir es zumindest nicht wahrgenommen.
Wir folgen dem Pfad an der Steilküste weiter in Richtung Westen, über die Seven Sisters, bis hin zum Belle Tout Lighthouse. Die Seven Sisters sind weitere, etwas niedrigere Kalksteinklippen, die sich dem Beachy Head anschließen. Zwischendurch können wir aber noch tolle Blicke auf das Beachy Head Lighthouse werfen, das mitten ins Meer gebaut wurde und nur per Boot erreichbar ist. Der Weg führt jetzt abwärts, es stehen verschiedene kleine Pfade zur Auswahl, die aber alle an unserem Zielpunkt in Birling Gap enden.
Birling Gap ist eine kleine Siedlung direkt am Rand der Kreidefelsen. Die Steilküste ist hier zwar nur noch mehrere Meter hoch, jedoch fielen schon einige Cottages der fortschreitenden Erosion der Klippen zum Opfer. Weitere Häuser sind teils unbewohnbar geworden oder stehen leer, da sie von den Bewohnern in Anbetracht des drohenden Absturzes aufgegeben wurden.
Über eine Metalltreppe gelangen wir die Felsen hinunter an den steinigen Strand von Birling Gap. Von hier unten lassen sich hervorragend die verschiedenen Schichten in der aufragenden Gesteinswand erkennen. Neben dem Hauptgestein Kalk finden sich etliche andere Einschlüsse wie Löss, Kiesel oder Flint. Auch der Strand ist ein reiner Kieselstrand ohne Sandanteil. Hier endet unsere Tour und wir nehmen den Bus zurück nach Eastbourne.
Fazit:
Eigentlich mehr ein ausgedehnter Spaziergang, ist diese Tour ohne größere Anstrengungen zu bewältigen. Der Höhepunkt ist hier ganz klar der Beachy Head, mit gewaltigen Ausblicken nicht nur über das Meer. Man sollte stets einige Meter vor der Abbruchkante bleiben und nie direkt an den Rand gehen. Immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen, durch Erosion and Abbruch des Kalkgesteins. Es lohnt sich übrigens auch die Stadt Eastbourne selbst bei Gelegenheit etwas genauer zu erkunden. Es gibt viele sehenswerte Parkanlagen und Gebäude, sowie urige Pubs, die bei einem Pint zum Plausch mit den äußerst netten Einwohnern einladen.
Faktencheck:
8,83 km, 220 Hm, 1x erschlagendes Frühstück, super Aussichten, kein Rundweg